Kulturrevolution an der Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper
By Pallasathena (elage, selbst fotografiert) [CC BY-SA 2.0 de], via Wikimedia Commons

Der ehemalige Ö3-Chef Bogdan Roščić ist vielen Österreichern als der „Zerstörer des Austropop“ bekannt. Jetzt wird er neuer Direktor der Wiener Staatsoper. Grund: SPÖ-Kanzler Kern wünscht sich unkonventionelle und ungewöhnliche Entscheidungen bei staatlichen Jobvergaben. Roščić selbst hat noch nie ein Opernhaus geleitet und sieht sich als Dienstleister der Weltbürger.

SPÖ-Kulturminister Thomas Drozda hat besondere Vorstellungen für die Wiener Staatsoper und plant eine Kulturrevolution: Er will die Leitinstitution unserer Kulturlandschaft neu positionieren und eine Staatsoper 4.0 kreieren“. Das sind hohe Ansprüche an eines der führenden Opernhäuser der Welt.

Können oder Vitamin B?

Neben erfahrenen Mitbewerbern wie dem Direktor der Bayerischen Staatsoper in München oder der Intendantin der Bregenzer Festspiele, hat Roščić sich gegen 20 andere Bewerbern durchgesetzt. Wohl auch auf Wunsch des SPÖ-Kanzlers. Kern und Kulturminister Drozda kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit im Kabinett des SPÖ-Altkanzlers Vranitzky.

„Zerstörer des Austropop“

Damals war Roščić Ö3-Chef und zog durch seine Programmgestaltung den Unmut der alten Austropopper auf sich. Unter seiner Verantwortung wurden die Spielminuten für deutschsprachige Musik drastisch reduziert. Wolfgang Ambros und andere stilisierten ihn zum „Zerstörer des Austropop“.

Linke Ideologie gegen Wiener Kultur

SPÖ-Kulturminister Drozda bescheinigt Roščić überwältigenden „Gestaltungswillen“. Seine Doktorarbeit verfasste der künftige Opernchef über Theodor Adornos Musiktheorie. Adorno war einer der Köpfe der Frankfurter Schule und Vordenker der 68er-Generation.

Auch Kulturminister Drozda weist eine Nähe zum gleichen Gedankengut auf. In den Neunzigerjahren war er Geschäftsführer beim Trotzdem-Verlag – dem Verlag der Sozialistischen Jugend. Aktuell stellt sich die Sozialistische Jugend gegen Heimat, Tradition und Familie. Gleichzeitig fordert sie offene Grenzen und ein Bleiberecht für alle.

Dienstleister am Weltbürger

Der designierte Opernchef sieht sich als Dienstleister, der alle „kulturinteressierten Weltbürger, unabhängig von ihrem Pass, dort abholt, wo sie sind, und ihnen bieten, was sie wollen und brauchen“. Man darf gespannt sein, wohin die kulturelle Reise gehen wird.

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