Kritischer Journalismus sieht anders aus – Beispiel „Flüchtlings-Studie“

Caritas und Rotes Kreuz präsentieren stolz eine Studie, die beweisen soll, dass die Aufnahme von tausenden „Flüchtlingen“ aus aller Herren Länder ein gutes Geschäft für Österreich wäre. Die regierungstreuen Medien posaunen diese frohe Botschaft in die Welt hinaus,

Fake News?
Bildschirmfoto eines Facebook-Beitrages der Kleinen Zeitung.

aber anstatt Applaus und Zustimmung ihrer Leser ernten sie nur Spott und Unkenrufe. „Fake News“ und „Lügenpresse“ sind noch die harmloseren Bezeichnungen in den Kommentarspalten vieler Zeitungen. In den sozialen Medien wird über diese dumpfe Propaganda gelacht. Die Studie ist aber veröffentlicht. Ein Zurückrudern der Medien ist jetzt nicht mehr möglich. Wiedermal haben sich die Mainstream-Medien von den Willkommensklatschern vor den Karren spannen lassen. Jetzt ist guter Rat teuer – was tun, damit man (nach zahlreichen kleineren Skandalen hier und hier) nicht den letzten Funken an Glaubwürdigkeit verliert?

Die Rettung soll Armin Wolf bringen, der zumindest unter den Standard-Lesern als kritischer und unabhängiger Journalist gilt. Seine Interviews sind hart geführt. Er lädt die richtigen Leute ein und stellt die richtigen Fragen. Er ist der Mann der für die Mainstream-Medien die Kohlen aus dem Feuer holt und die Glaubwürdigkeit des ganzen Berufsstands wieder herstellen soll. Was macht also Armin Wolf in dieser Situation?

Man könnte meinen, dass er in der ZiB 2 anspricht wer die Studie in Auftrag gegeben hat, nämlich Caritas und Rotes Kreuz. Tut er aber nicht, er spricht lieber davon, dass die Studie von den beiden Organisationen präsentiert wurde.

Armin Wolf und Gerald Schöpf in der ZiB
Bildschirmfoto der ORF-Sendung ZiB 2

Man könnte meinen, der kritische Wolf lädt sich einen unabhängigen Wissenschaftler als Studiogast ein um diesen zu fragen, wie plausibel die Studie ist? Tut er aber nicht. Er lädt lieber den Präsidenten des Roten Kreuzes (also einen jener beiden, die die Studie in Auftrag gaben) zu sich ein um ihn diese Frage zu stellen. Was glauben Sie was der gute Herr geantwortet hat? Richtig!

„Die Studie ist sehr plausibel! Sie ist von Joanneum Research, also einer unabhängigen und sehr angesehenen außeruniversitären Forschungsinstitution erstellt worden.“

Joanneum Research – ein angesehenes Forschungsinstitut?

Man könnte meinen, der kritische Wolf hinterfragt jetzt, wer hinter dem Joanneum Research steckt. Man könnte meinen, der kritische Wolf konfrontiert jetzt seinen Studio-Gast damit, dass diesem Institut die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde und, dass es in gröberen finanziellen Schwierigkeiten steckt und das Land Steiermark deshalb Haftungen in der Höhe von 5,6 Millionen Euro für die Forschungsgesellschaft übernommen hat. Der Landtagsbeschluss, der dafür nötig war, wurde übrigens von SPÖ, ÖVP, KPÖ und Grünen beschlossen. Dagegen war nur die FPÖ. Für den steirischen Landesrat Drexler (ÖVP) ist die Joanneum Research Forschungsgesellschafts mbH trotzdem „eine der Perlen der Forschungslandschaft

Man könnte meinen, der kritische Wolf hätte seinen Studiogast gefragt, welche besonderen Kenntnisse diese Forschungsgesellschafts mbH mit sich gebracht hat und warum man sich genau für diese Einrichtung entschieden hat. Der Tätigkeitsbereich der Joanneum Research war bisher sehr bunt. Neben Wettervorhersage für Freibäder und Schigebiete beschäftigte sich die Forschungseinrichtung auch mit dem viel diskutierten Bau des Murkraftwerks in Graz. Joanneum Research prophezeit in einer Studie, dass der Bau eines Wasserkraftwerkes in Graz „rund 1.800 regionale Arbeitsplätze während der Bauphase“  sichern würde. Bei der Präsentation dieser Studie haben sich sicher auch manche Mitglieder der Landesregierung gedacht, dass dieses Institut „eine der Perlen der Forschungslandschaft ist“.

Ein interessantes Forschungsgebiet hat Joanneum Research auch im breiten Feld der Robotik gefunden. In Klagenfurt beschäftigt sich die Forschungsgesellschafts mbH damit wie man mit den Emotionen von Arbeitern umgeht, wenn sich ein Betrieb dazu entschließt Roboter für einzelne Arbeitsabläufe einzusetzen. Um den Mitarbeitern die Ängste vor ihren neuen Arbeitskollegen zu nehmen, werden auch Informationsveranstaltungen für Betriebsräte aus ganz Österreich abgehalten.

Man könnte fast den Eindruck gewinnen das Fachgebiet von Joanneum Reasearch ist es den Menschen Ängste zu nehmen. Vor Kraftwerken, vor Robotern und vor „Flüchtlingen“ … Haben sich deshalb Caritas und Rotes Kreuz für diese Forschungseinrichtung entschieden? Armin Wolf bleibt auch diese Frage schuldig.

Kritischer Leser
Selbst die Kommentarspalte unter dem Standard-Artikel über die Studie ist voller Häme für diese Art des „Qualitätsjournalismus“. (Bildschrimfoto von standard.at)

Fehlender Faktencheck

All das wurde vom kritischen Wolf nicht erwähnt. Der Journalist des Jahres 2004 und Concorida-Preisträger hat sich auch nicht die Mühe gemacht die Zahlen der „Flüchtlinge-sind-so-toll“-Studie zu hinterfragen und mit anderen Quellen zu vergleichen. Auf den ansonsten bei Mainstream-Medien so beliebten Faktencheck verzichtete der ORF eigenartigerweise auch. Deshalb hat Florian Machl für Info-DIREKT geprüft ob es sich bei dieser Studie um eine seriöse Arbeit oder um „Fake News“ handelt. Sein Urteil ist sehr eindeutig und fundiert begründet ausgefallen.

Anstatt den Rot-Kreuz-Präsidenten Gerald Schöpf kritisch zur von ihm in Auftrag gegebenen Studie zu interviewen, bot er ihm eine Bühne, die Schöpf dazu nutzte um zu veranschaulichen wie wichtig es sei sich um die „Flüchtlinge“ gut zu kümmern. Raten Sie mal wer mit der Betreuung von Flüchtlingen jährlich Umsätze in Millionenhöhe macht!

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