So kämpft die EU gegen unsere Nationen

Die „Nation“ als Seins-Begriff besteht – unabhängig von ihrer politischen Identifikation – aufgrund von geschichtlichen, ethnischen, sprachlichen, religiösen, geographischen, soziologischen und diversen anderen Gemeinsamkeiten. Sie ist eine auf diesen Gegebenheiten beruhende Angelegenheit, die zunächst weder aggressiv noch kriegerisch ist.

Ein Kommentar von Marcus Franz

Nationales Denken ist nicht Nationalismus

Die nationalistische Übersteigerung ist nicht im Genom der Nation vorprogrammiert, sondern sie ist immer erst von verschiedenen radikalen Interpreten heraufbeschworen worden. Das positive Element ihrer Existenz ist also immer zuerst da. Sei es bewusst oder unbewusst, eingestanden oder verleugnet – die Nation erweist sich an ihrer wesentlich stärker nach innen als nach außen gerichteten Anziehungskraft.

Am Schluss steht wieder die Nation

Wenn man nun meint, man könnte ein Europa ohne die Nations-Identitäten herstellen, ist das schon auf der gegenwärtigen Ebene fragwürdig genug. Es ist dieses umso mehr so, wenn es darum geht, Europa von den anderen Erdteilen abzusetzen: Da gelangt man doch auf dieser supra-nationalen Ebene genau wieder dorthin, wo man auf der nationalen Ebene meinte, aufhören zu können.

Dieselben Probleme – künstlich erweitert

Das „gemeinsame Europa“ stünde also vor denselben Problemen, welche die angeblich jetzt so großen „nationalistischen“ Gefahren darstellen: Abgrenzungen, Identifikationen, Definitionen und alle diese Eigenschaften, die Nationen prinzipiell ausmachen und ausmachen müssen. Denn was wäre das nationenbefreite Europa anderes als eine neue, künstlich und per Zwang hergestellte Riesen-Nation, die sich von Grund auf erklären und ihre Ziele, Vorstellungen und Willensbekundungen der Welt mitteilen muss?

Wie so oft: Nicht zu Ende gedacht

Wenn unsere Dichter, Denker und EU-Politiker uns im Überschwang der europäischen Gefühle zu jedem Anlass erklären, wie wichtig es wäre, den Nationsbegriff zu überwinden, so teilen sie uns ihre Gedanken nicht zur Gänze mit. Oder sie haben ihre Vorstellungen nicht zur Gänze durchgedacht. Es fehlt jedenfalls die letzte Ausformulierung und die letzte Konsequenz. Und die macht es aus.

In ihrem mit oft intellektuell bestechender Rhetorik vorgebrachtem Furor wider die Nation entwerfen die zahlreichen Internationalisten diverse Szenarien eines „gemeinsamen Europas“, die einladend klingen mögen, aber eben nicht das unumgängliche „..et respice finem“ beinhalten. Um nicht zu Ende argumentieren zu müssen, wird in diesen Situationen gerne mit der Nazi-Keule oder zumindest mit dem Rassismus-Prügel hantiert, sodass den Gegnern eines nationenbefreiten Europas gleich einmal Hören und Sehen vergehen und sie verstummen sollen.

Verunglimpfung der Nationen

Die Beibehaltung der Nationen wird als nationalistisch, rassistisch und rechtsextrem verunglimpft, dabei leitet sich der Wunsch nach Bewahrung der Nationen aus den eingangs beschriebenen Fakten ab und ist letztlich nichts anderes als die Verdichtung von archaischen und daher richtigen Gefühlen der Bürger.

Was soll ein „Europa der Regionen“ sein?

Als Placebo wird den vielen besorgten Anhängern des Nationenbegriffs das sogenannte „Europa der Regionen“ schmackhaft gemacht. Diese überall verteilten süßen Pillen sollen die bösen Nationalisten heilen. Doch wie sollte konkret ein „Europa der Regionen“ aussehen?

Diffuser Kampfbegriff

Ist das Europa der Regionen als Farce gedacht, das ein auf Folklore beruhender paneuropäischer Trachtenverein mit jeweils regionalen Niederlassungen sein soll? Oder sollte es doch ein ernsthaftes Konstrukt darstellen, das nicht nur kulinarische Eigenheiten und die Volksmusik pflegt, sondern auch handfestere Dinge wie die regioanle Amtssprache usw. festlegt? Wer bestimmt, wo die Regionen jeweils enden? Und wer zieht die Grenze(!), die unweigerlich auch im Konzept „Regionen“ notwendig sein würde? Wer macht die Regeln der Regionen und wer ist dort die lokale Legislative, Exekutive und Judikatur? Denkt man dieses Konzept zu Ende, dann sieht die Region alsbald wieder wie eine Nation aus…

Real gelebter Trotzkismus

Die Überwindung der Nationen als europäisches Ziel auszurufen ist im Grunde nichts anderes als der Wunsch nach der Umsetzung von Leo Trotzkis Ideen, der die „permanenten marxistische Revolution“ und die Grenzenlosigkeit anstrebte. Ein nationenbefreites Europa entspricht somit den Vorstellungen der frühen Kommunisten und Linksideologen. Folgerichtig ist diese Idee in der Sozialistischen Internationale nach wie vor enthalten, auch wenn sie hinter dem dort noch immer real existierenden Klassenkampf und dem Auftreten „gegen die Konzerne“ verborgen wird.

Europa der Nationen

Ein gemeinsames Europa kann nur entstehen, wenn die Nationen gestärkt werden und wir ein „Europa der Vaterländer“ anstreben. Jede Zwangsmaßnahme gegen die bestehenden Nationen und jede Bestrebung zur Auflösung derselben führt zu gravierendem Unmut und auch zur Entmündigung der Bürger. Die Unzufriedenheit der Europäer mit ihrem Projekt Europäische Union leitet sich vor allem aus dem Brüsseler Zentralismus und der Abgehobenheit der dort Verantwortlichen ab. Das Europa der Zukunft muss sich auf seine durch die Nationen gewährleisteten Seins-Bedingungen besinnen und das Wohl der Nationen zum ersten Ziel machen. Erst dann kann die Europäische Union auch zu einem wirklich gelungenen gemeinsamen Europa werden.

Über den Autor:

Macus Franz „Der Konservative Rebell“ ist Mediziner und parteifreier Abgeordneter im österreichischen Nationalrat. Hier finden Sie seinen Blog.

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