Verdächtiger Lobgesang auf Ankündigungsminister Sebastian Kurz

By GuentherZ (Own work) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

Europa muss also gerettet werden? Dieses Eingeständnis von einem anerkannten Systemmedium ist neu. Seit Jahren wird den Bürgern unbeirrbar Tag für Tag gesagt, es wäre alles in bester Ordnung. Nicht zuletzt „die Welt“ erklärte jüngst in einem Artikel „Die Wahrheit über die Kriminalität von Zuwanderern“, dass alles nicht so schlimm wäre. „Nur ganz wenige Straftaten“ würden von Flüchtlingen begangen, hob man tendenziöse Aussagen hervor, die weder der wahrnehmbaren täglichen neuen Realität auf den Straßen, noch den offiziellen Statistiken entsprechen. Während die einheimischen Medien über die deutsche Anerkennung für Sebastian Kurz vor Freude rotieren, sind die Hintergründe für diese merkwürdige Lobeshymne durchleuchtenswert.

Eine Analyse von Florian Machl

Eine Zeitung, welche „die Wahrheit“ verkünden darf, ist gewiss ein interessantes Medium. „Die Wahrheit“ ist sonst meistens etwas, das man aus religiösen Predigten kennt, wobei jede Religion auf ihre eigene unumstößliche Wahrheit pocht. Verkündet die weltweit als „Qualitätsmedium“ des Axel Springer Verlages wahrgenommene Zeitung „die Welt“ solche „Wahrheiten“, wird dies weithin wahrgenommen. In Österreich reflektiert inzwischen so gut wie jedes Printmedium über die Aussagen des Autors Klaus Geiger vom 21. Mai 2017, der da titelte: „Kurz könnte Europas Retter in der Flüchtlingskrise werden“.

Wahrheiten zwischen den Zeilen

Freilich, zwischen den Zeilen gelesen stecken auch andere Wahrheiten, welche der quasireligiösen Fangemeinde des österreichischen Wunderwuzzis, der eierlegenden Wollmilchsau für eigentlich eh alles, nicht so gut schmecken dürften. So schreibt Geiger in einem Nebensatz über Kurz „seine Forderungen nach der Schließung der Balkanroute“, was der Wahrheit sehr nahe kommt. Das durch reichliche Presseförderung gestützte Märchen von einem Alleingang zur Schließung der Balkanroute durch Kurz, hat es so nie gegeben. Kurz spielt das Klavier des jungen, dynamischen Medienstars wie kein anderer und hat es verstanden, die dringend notwendigen Maßnahmen von Orban und anderen konservativen Staatschef als eigenen Erfolg zu verkaufen – während Österreichs Grenzen damals wie heute offen wie ein Scheunentor sind. Kurz wird dafür gelobt, Orban und seine Amtskollegen verdammt. Etwas später schreibt Geiger weiter „Er orchestrierte die Schließung der Balkanroute…“. Eine interessante Wortwahl. Denn auch ein Orchester spielt nur ein Stück, welches von anderen geschrieben wurde.

Verdeckte Agenda der Atlantik-Brücke

Die Lobeshymne der „Welt“ riecht nach Atlantik-Brücke wie kein anderer Artikel an diesem Tag. Die Atlantik-Brücke ist ein Zusammenschluss von Journalisten, Bankiers, Politikern und anderer Mitglieder einer selbsternannten Elite, die für „offene Märkte“ und „offene Gesellschaften“ eintreten. Distanziert betrachtet könnte man auch sagen, dass diese Personen in Europa völlig unreflektierte Lobbypolitik im Dienste amerikanischer Wirtschafts- und Militärinteressen betreiben. Die Zielsetzung „offener Gesellschaften“ ist das, was wir durch die sogenannte „Flüchtlingskrise“ erleben: Die Masseneinwanderung kultur- und bildungsfremder Menschen, welche den Standort Europa nachhaltig schwächt wenn nicht gar aus wirtschaftlicher Sicht tödlich zu verwunden trachtet. Von einem militärisch und wirtschaftlich schwachen Europa profitieren vor allem die USA. Die Macht des Dollars beruht hauptsächlich auf gutem Glauben und der Angst vor der größten und schlagkräftigsten Armee der Welt – aber nicht auf harten wirtschaftlichen Fakten.

Gemeinsamkeiten von Kurz, Macron und Obama?

Wenn nun also ein Autor, dessen als Leitmedium wahrgenommene Zeitung der Atlantik-Brücke alles andere als fern steht, Kurz mit Macron und Obama vergleicht, dann sollte man als kritischer Medienkonsument die ersten Alarmglocken klingeln hören. Liest man andere Artikel dieses Autors, beispielsweise „Mit wem wollen wir Europa eigentlich noch retten“ vom Dezember des Vorjahres, findet man Passagen, welche antidemokratische Tendenzen in Polen, Tschechien und Ungarn verorten. Also Kritik an eben den Ländern, welche maßgeblich Teil einer Anti-Immigrationspolitik sind und die Grenzschließung zum Schutz der eigenen Bevölkerung fordern und selbst vorantreiben.

Lobeshymne voller Widersprüche

Herr Geiger macht den Eindruck einer multipel persönlichkeitsgestörten Argumentation, wenn er einerseits Kurz lobt, andererseits die Länder kritisiert, mit denen Kurz nach eigener Definition die Westbalkanroute geschossen haben will. Wenn er einerseits die Europäische Union als alternativloses Konstrukt zu loben scheint, andererseits aber sehr häufig von „Rettern“ fabuliert, welche hier dringend nötig wären. Müsste man nicht einmal eine kritische Gesamtsituation und deren Hintergründe offen zugeben, bevor man einen Retter herbeischreibt? Was soll der Retter denn retten, wenn doch alles eitel Wonne wäre und die EU nur im Sinne der Menschen agieren würde?

Der systemkonforme „Rebell“ auf EU-Linie

Kurz wäre ein „brillanter Rebell“, so der Autor. Rebell wogegen? Es reicht nicht, jemanden zum „Widerstandskämpfer“ zu stilisieren, man wird auch benennen müssen, wogegen dieser Widerstand stattfindet. Nachdem Kurz sich wie der Rest der ÖVP stets als überzeugter EU-Befürworter ohne wenn und aber präsentiert hat, wird es aber schwer werden, festzustellen, wogegen er denn rebellieren würde. So hat Kurz erst Anfang 2017 betont, zu 100% Prozent (!) mit der EU-Linie des umstrittenen Österreichischen Bundespräsidenten Van der Bellen übereinzustimmen. Dieser vertritt ganz offen die Auflösung der Nationalstaaten und die Unterordnung unter einen europaweiten Zentralstaat. Diese Meinung vertritt übrigens auch seine Nachfolgerin als Parteichefin der österreichischen Grünen, Ulrike Lunacek, völlig offen und ohne Scham. Nach Meinung dieser Menschen soll Österreich aufgelöst werden, seine Eigenständigkeit aber auch seine nationale Armee verlieren. Wenn Kurz all dies wirklich auch „zu 100 Prozent vertritt“, wogegen rebelliert er dann?

„Integration“ als Umverteilungsmaßnahme

Etwas, das nachhaltig zum Begriff Integration passen könnte, ist in der Realität in Österreich nicht feststellbar. Dieses Schlagwort scheint nur ein Deckmantel für die großzügige Umverteilung von Steuergeld zu sein. Die Arbeitslosenzahlen und Integrationsprobleme muslimischer Zuwanderer sind evident. Auf Wikipedia wird ihm ein „Integrationsbericht 2011“ mit einem 20-Punkte-Programm zugeschrieben, welcher mittlerweile auf offiziellen Regierungsseiten nicht mehr abrufbar ist. Recherchiert man diesen, stößt man darauf, dass an diesem Programm keinerlei aktive Mitarbeit von Herrn Kurz nachweisbar ist. Vielmehr hat er – vergleichbar mit seinem PR-Coup zur Westbalkan-Route – die Empfehlungen eines Expertenteams präsentiert. In den 20 Punkten fanden sich erschreckende Passagen wie die Aufforderung an Journalisten zu einer „Selbstverpflichtung mit dem Thema Integration umzugehen“ – im Gegensatz zu allen Integrationsmaßnahmen dürfte diese Maßnahme bei den meisten Medien ja vorzüglich geklappt haben.

Wer sind die dubiosen Hintermänner?

Kurz wäre in einer Reihe mit dem französischen Polit-Shooting-Star Macron zu sehen, schreibt Geiger weiter. Das ist wohl richtig. Nur, wer unterstützt Macron,? Das weiß bis heute auch in Frankreich kaum jemand so genau, bis vor wenigen Jahren kannte den in Frankreich niemand. Er ist ehemaliger Rothschild-Investmentbanker und somit der Feuchttraum jedes Verschwörungstheoretikers. Faktum ist, dass er keine reguläre Politkarriere hingelegt hatte um sich das Vertrauen der Wähler aufzubauen. Er erschien, wurde von unklaren Quellen mit ausreichend Geldmitteln ausgestattet und von allen Medien so lange hochgejubelt, bis er die Wahl gewann. Wer die Hintermänner des Kurz-Coup in der ÖVP sind, weiß ebenso niemand. Dass ein 31-Jähriger die finanziell mächtigste Partei Österreichs im Alleingang und ohne Hintermänner in die Knie zwingt, gilt als eher unwahrscheinlich.

Geführt von unsichtbaren Eliten?

Österreichs Sebastian Kurz machte hingegen ausschließlich in der Partei Karriere und kann auf keinen Tag Arbeit in einem herkömmlichen Beruf verweisen – nicht einmal in einem Bankhaus. Im Vergleich zu Macron kann er auch nicht auf eine Ausbildung in einer Eliteuniversität verweisen – er verfügt de facto über dieselbe Ausbildung wie der mittlerweile abgetretene, umstrittene Kanzler Faymann. Nicht weniger mysteriös war im Übrigen der Aufstieg von Barack Obama in den USA, an den sich nicht einmal aus seiner angeblichen Zeit an der Universität jemand erinnern konnte – kein Professor und kein Student. Auch Obama wurde von unsichtbaren Eliten aus dem Hut gezaubert, finanziell und durch Medienarbeit unterstützt – und zum messiasgleichen Superstar hochstilisiert. Also ja, Welt-Autor Geiger hat auf eine gewisse Art und Weise völlig Recht damit, die drei Herrschaften zu vergleichen. Allerdings sollte man es eventuell nicht als Kompliment für Kompetenz und Können verstehen sondern als Zusammenfassung für dubiose Geldgeber und Hintermänner.

Der tut nix, der will nur spielen …

Der mediale Jubel um Kurz ist umso unerklärlicher, wenn man bedenkt, für welche Werte Kurz in Sachen Einwanderung angeblich steht. Alle anderen europäischen Politiker, welche für geschlossene Grenzen, klare Regeln für die Immigration, Auffanglager an den Außengrenzen Europas und Rückführung von Straftätern eintreten, werden von den Medien als Rechtspopulisten verteufelt. Freilich – zumeist nur diejenigen, die auch konkrete Handlungen in diese Richtung setzen. Kurz hingegen beschränkte sich bislang auf geschickte PR und großspurige Ankündigungen. In seinen 6 Jahren als Regierungspolitiker musste er kein einziges Mal beweisen, dass es ihm mit diesen Anliegen auch wirklich ernst ist. Was er mit seinem Jahresbudget für Integration in Höhe von 100 Millionen Euro konkret macht, weiß niemand. Warum wird also Kurz für Aussagen gelobt, welche ansonsten europaweit von denselben Medien geächtet und verfolgt werden? Eine Antwort könnte sein „er meint es nicht so“ und „es ist alles nur Show“. Ansonsten hätte dich die mediale Meute, die so gerne jedes Wort vom Kollegen oder der Presseagentur abschreibt, schon lange mit all den bekannten Zuschreibungen wie „populistisch“, „national“, „rechts“ und dergleichen in ihn verbissen. Kurz wird erst dann Glaubwürdigkeit erlangen – und das muss jedem gelernten Österreicher klar sein – sobald die Medien über ihn herfallen. Lobeshymnen hingegen sollten jeden kritischen Bürger zur erhöhten Wachsamkeit mahnen.

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