Zurück zur Vernunft: Die Instrumentalisierung am „Weltflüchtlingstag“

Bildkomposition: Info-DIREKT / Hintergrundbild: Camille Flammarion: L'atmosphère météorologie populaire. Paris 1888 (gemeinfrei)

Am heutigen »Weltflüchtlingstag« soll weltweit auf Gewalt, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen hingewiesen werden. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR berichtet, dass noch nie so viele Menschen wie heute entwurzelt waren. Es ist der Tag der Einwanderungsbefürworter, die ihre Ideologie mit Humanismus und Aufklärung rechtfertigen. Doch viele bedienen sich einer sehr eigenwilligen Auffassung dieser Denkrichtungen und werden so in Wirklichkeit zu den größten Gegnern von Humanismus und Aufklärung.

Kolumne von Siegfried Waschnig

Humanismus und Aufklärung streben nach dem allgemein-gebildeten und aufgeklärten Menschen. Kant sah in der Aufklärung das Ausbrechen des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Diese Unmündigkeit bezeichnete er als das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Es ist bequem, unmündig zu sein und andere für sich denken zu lassen. Den Schritt aus der Unmündigkeit sah Kant als beschwerlich und gefährlich. Dafür sorgen auch diejenigen, die vom klein gehaltenen unmündigen Menschen profitieren. Kant lebte im 18. Jahrhundert, doch sind die Parallelen zur heutigen Zeit unübersehbar.

Flüchtlinge als Mittel zum Zweck

Am heutigen »Weltflüchtlingstag« werden von verschiedener Seite – vor allem aus einschlägiger Politik und von den im Flüchtlingsgeschäft involvierten NGOs – humanistische Grundwerte, Menschenrechte und aufgeklärtes Handeln gefordert. In erster Linie meinen sie damit unbeschränkten Zuzug, offene Grenzen und die Anklage von einwanderungskritischen Gedanken. Sie sagen „für Humanität gibt es keine Obergrenze“. Gerade das hat aber im aktuellen Fall nichts mit Aufklärung und Humanismus gemein. Warum nicht?

Verdrehung der Tatsachen durch starke Einwanderungslobby

In der intensiven Auseinandersetzung mit der aktuellen Zuwanderungswelle wurde klar, dass nicht nur »das Elend« an die Tore der EU klopft, sondern auch viele andere Beweggründe für die Einwanderung in die EU im Spiel sind. Unterschiedliche Zahlen sind im Umlauf, aber wenn man sich ernsthaft mit der Tatsache auseinandersetzt, dann wird rasch klar, dass ein Großteil der Asylwerber nach aktuell geltendem Recht nicht asylberechtigt ist. Dazu kann man stehen, wie man will, so ist aber die momentane Rechtslage. Gleichzeitig zeigt sich, dass diejenigen, die es bis nach Europa geschafft haben, kaum bis gar nicht in ihre Heimatländer zurückgebracht werden, selbst wenn sie sich illegal in Europa befinden. Dafür sorgt eine starke und laute Einwanderungslobby. Diese Lobby wiederum greift auf psychologische Tricks zurück, um ihr Handeln und ein »Bleiberecht« zu rechtfertigen.

Die falschen Argumente der Einwanderungslobby

Wenn das Argument des »Flüchtlings« nicht mehr überzeugt, dann wird tiefer in die argumentative Trickkiste gegriffen. So verwenden Einwanderungslobbyisten verschiedene Narrative – sinnstifende Erzählungen – und argumentieren damit, dass Zuwanderung auf Grund der sinkenden Geburtenrate notwendig sei, wir ohne Zuwanderer zu wenige Fachkräfte im Land hätten oder wir an Innovationskraft einbüßen und wirtschaftlich abgeschlagen wären, sollten wir uns gegen Zuwanderung entschließen. Auch diese Argumente wurden längst widerlegt. Diejenigen, die Humanismus und Aufklärung für sich beanspruchen, geraten so in die Zwickmühle. Doch es gibt noch weitere Gründe.

Große Unterschiede in den weltweiten Wertesystemen

Der langjährige Präsident des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen ist der Meinung, dass es „offensichtlich nicht ganz einfach ist, andere Kulturen von »unseren« Werten zu überzeugen. Wenn man heute über gemeinsam geteilte – humanistische – Werte sprechen will, so darf man die Unterschiede in den Lebensformen, Religionen und Rechtssystemen nicht ausklammern“. Aus ähnlichen Kreisen wird auch hingewiesen, dass es sogar bei Werten, die der Westen für unverzichtbar hält, keineswegs globale Einigkeit gibt. Die verschiedenen Kulturen sind nach jetzigem Stand »inkompatibel«, je weiter sie voneinander entfernt sind. Gleichzeitig belegen Forschungen, dass sich Menschen in multikulturellen Gesellschaften ins Häusliche zurückziehen und immer weniger am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen. So wie es sich die Globalisten vorstellen, funktioniert Multikulti einfach nicht. Das alles sind Argumente, die am Funktionieren des Multikultiprojektes – völlig wertfrei – zweifeln lassen.

Guter Grund zum Zweifel

Gute Gründe, die einem aufgeklärten und vernünftigen Menschen zeigen, dass an den »offiziell« kommunizierten Theorien der Fluchtursachen und Bereicherungsmythen vielleicht etwas faul ist und ihn hoffentlich zu weiteren Nachforschungen animieren. Kant hat gemeint, dass manche dafür sorgen wollen „ihr Hausvieh dumm zu halten und sorgfältig verhüteten, dass diese ja keinen Schritt außerhalb des Gängelwagens machen“. Das soll ein zusätzlicher Anreiz sein, sich eigene Gedanken zu machen. Wenn die Ziele der »Aufgeklärten« so vernünftig – sprich sinnvoll, einleuchtend und überlegt – sind, warum wollen sie dann ihre Ideen anderen Menschen so brutal auf‘s Auge drücken?

Millionenfaches Leid

Insgesamt waren im vergangen Jahr 66 Millionen Menschen auf der Flucht. Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung flohen und Menschen, die sich nach einer besseren Zukunft in den üppigen Sozialsystemen der reichen EU-Staaten sehnten. So oder so: Es ist den Menschen nicht zu verdenken, alles ihnen erdenklich Mögliche zu versuchen, ein besseres Leben zu führen. Einwanderungsbefürworter argumentieren in erster Linie, um ihren Einflussbereich abzusichern, ihre Macht und ihren Einfluss auszubauen. Wären sie wirklich dem Humanismus und der Aufklärung zugetan – Denkrichtungen, die für Klarheit, Vernunft und Argumente stehen – dann hätten sie erkannt, dass in ihrer Argumentation und ihren Forderungen längst der Wurm drin ist und sie die wirklich Armen gar nicht mehr erreichen. Lägen ihnen wirklich etwas daran, diese Situation zu verändern, dann müssten sie sich mit anderen Fragestellungen auseinandersetzen. So aber instrumentalisieren sie Menschen, kooperieren mit Schleppern und verursachen das Sterben im Mittelmeer. Alles für den Machterhalt.

Frei durch gerechtfertigte Kritik

Politische Korrektheit und öko-religiöse Zukunftsangst spielen mit den Ängsten und Gefühlen der Bevölkerung und wollen sie so in ideologische Abhängigkeit führen. Abhängigkeit und Unterdrückung sind aber das genaue Gegenteil von Eigenverantwortung, Humanismus und Aufklärung. Damit wir als Gesellschaft frei bleiben, gehört es dazu, sich kritisch – auch gegen den Strom schwimmende – mit den aktuelle Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Dazu haben wir die Möglichkeiten. Wie Kant schon gesagt hat, erfordert Aufklärung und Freiheit die Notwendigkeit „von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen“. Lasst uns also freie Menschen sein.

 


Siegfried Waschnig ist Doktorand im Fach Philosophie, parlamentarischer Mitarbeiter und Vater von fünf Kindern. Als kritischer Rationalist hält er die Debatte über Kultur, Heimat und Zuwanderung nur auf Vernunftebene lösbar. Jede Woche schreibt er für Info-DIREKT seine Kolumne „Zurück zur Vernunft“.

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