Zurück zur Vernunft: Dort, wo einst die Teddybären flogen

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Es wird still um die weltveränderten Maulhelden. Die selbsternannten Menschheitsretter kratzen hart an der Realität und werden mit der Auswirkung ihrer Forderungen konfrontiert. Nur mehr kleinlaut sehnen sie sich nach der utopischen heilen Welt.

Kommentar von Siegfried Waschnig

Dort, wo einst die Teddybären flogen, hat sich Freudlosigkeit breitgemacht. Die einst mit Gesang gefüllten Bahnhöfe Europas sind dunkelbunt geworden. Alle die mit Merkel & Co gesungen und geklatscht haben, sind die ersten, die sich nicht mehr an »ihren Bahnhof« trauen. Zu groß ist die Angst, ein Opfer der eigenen Forderungen zu sein. Die, die singen und klatschen, wehren sich nicht. Würden es vielleicht gerne, können es aber nicht. Blasse Tofuärmchen kuscheln lieber mit Teddybären.

Die uniformierte WeltverbesserIn

Die in der Öffentlichkeit geschwellten Brüste und mit Selbstherrlichkeit zur Schau getragenen Pluderhosen werden wieder mit hängenden Schultern präsentiert. Bei Elternabenden und Kulturveranstaltungen ist es nicht mehr chic »progressiv« zu sein. Einige versuchen es trotzdem, ernten aber ermahnende Blicke. Nur das „Bio macht schön“-Sackerl darf noch etwas Trost spenden. Die moderne Uniform ist bunt, am besten grün und divers. Vielleicht gibt sich ja an diesem Abend auch noch eine andere WeltverbesserIn zu erkennen. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Immer.

Der rauhe Wind der Öffentlichkeit

Vorbei die Zeit, in der sich Trillerpfeifchen, Juttesäckchen und Rastazöpfchen mutig gegen die »Ungerechtigkeit« stellten. Obwohl die mediale Öffentlichkeit noch auf ihrer Seite steht, bläst der Wind der Öffentlichkeit nun rauher in ihr Gesicht. Vielleicht vermummen sie sich deshalb so gerne. Leute, die das Geld für Milchbubi und Laktoseintoleranz-Frieda verdienen, sehen es nicht mehr gerne, wenn verwöhnte, unerfahrene Dauerstudenten Sozialexperimente fordern. Wer zahlt, schafft an, und jetzt bleiben Bubi und Frieda lieber zu Hause. Bei Mutti lebt es sich sich auch so angenehm. Dort schmieden sie weiter an ihren Plänen.

Die verschmähten 68er-Götter

Der Intellekt dümpelt vor sich hin. Klein-Lenin und Dumm-Ingrid fehlt der Weitblick, um zu verstehen, dass sie nur wegen ihrer Mäzeninnen und Mäzene an den Posten in den Schreibstuben, Unireferaten und Vorfeldorganisationen kleben. Noch können sie nicht sehen, wie die alten und deprimierten 68er-Götter sie mit in ihr stilles Nirwana reißen. Vergessenen Göttern werden keine Kultstätten geweiht. Die Priesterinnen- und Priestertumsanwärter sinken mit in das stille Grab der Bedeutungslosigkeit.

Die Angst der kleinen Zirkusäffchen

Dort, wo einst die Zuversicht herrschte, ist Wehmut eingekehrt. Das ewige Paradies konnte schon wieder nicht ins Irdische beschworen werden. So ist es, wenn man auf tote Götter und alte Ideologien setzt. Wenn man tief in ihre Seele blickt, ist es so, als ob man auf kleine Äffchen schaut, die ängstlich in ihren Zirkuswägen tollen. Zirkusäffchen, mit bunten Gewändern und lustigen Frisuren. Bald ist die letzte Keksepackung leer, Angst spiegelt sich in ihren Augen. Manchmal entlädt sich ihre Angst in Gewalt. In der Gruppe fühlen sie sich stark. Doch es gibt die verzweifelte Gewissheit, dass die Weltrevolution wohl wieder ein bisschen warten muss. Als Trost hilft vielleicht ein Teddybär…

 


Siegfried Waschnig ist Doktorand im Fach Philosophie, parlamentarischer Mitarbeiter und Vater von fünf Kindern.

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