Barbara Rosenkranz: „Showeffekt mit Schützenpanzern am Brenner wird nicht reichen“

Barbara Rosenkranz FLÖ
© Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS

Der Übertritt von Barbara Rosenkranz von der Freiheitlichen Partei Österreich (FPÖ) zur Freien Liste Österreich (FLÖ) hat für viel Wirbel gesorgt. Die Reaktionen waren unterschiedlich: Für einen Teil blieb sie damit konsequent ihrer Linie treu, für die anderen schadet sie sich selbst. Nachdem die Überraschung abgeklungen ist, haben wir jetzt noch einmal das Gespräch gesucht.

Info-DIREKT: Frau Rosenkranz, Sie waren 28 Jahre in der FPÖ und hatten viele hochrangige Parteifunktionen inne. Bekannt wurden Sie vor allem als Kandidatin zur Bundespräsidentschaftswahl 2010. Nun treten Sie für die Freie Liste Österreich von Ex-FPÖ-Vizechef Karl Schnell an. Was sehen Sie bei der Freien Liste Österreich, was Sie bei der FPÖ nicht sehen?

Rosenkranz: Ich setze meine jahrzehntelange Arbeit fort, indem ich den Sprung ins kalte Wasser wage und zusammen mit anderen eine Plattform für eine ernsthafte, konsequente Politik schaffe. Inszenierungen und Showeffekte hängen den Bürgern zu Recht beim Hals heraus. Ich verstehe gut, dass die Bürger sich ärgern, wenn sie am Schmäh gehalten werden. Dieser Schritt ist übrigens ganz und gar nicht mit Lugars Übertritt zur FPÖ zu vergleichen, der den dritten Wechsel vollzieht, um ein sicheres Mandat zu lukrieren.

Info-DIREKT: Warum kam es ausgerechnet jetzt – im Schatten der kommenden Nationalratswahlen – zum Bruch mit der FPÖ? Auf einer Nationalratsliste der FPÖ standen Sie ja nicht mehr. War der Wunsch nach einem erneuten Einzug in den Nationalrat der Anlass?

Rosenkranz: Solang es irgendwie ging, habe ich auch als „Hinterbänklerin“ meine Politik im Rahmen der FPÖ vertreten. Was das Mandat anbelangt, gab es keine Gespräche über Listen und Platzierungen mit mir, ich habe das erste Mal aus den Medien davon erfahren. Es gab dabei übrigens keine Mitwirkungsmöglichkeit der Parteibasis.

Aber Sie haben Recht, ganz offensichtlich legt die FPÖ-Parteispitze auf meine Mitarbeit keinen Wert, das betrifft ja nicht nur mich. Ich musste mich also entscheiden, ziehe ich mich ins Privatleben zurück oder wage ich etwas Neues. Ich habe mich für den politischen Weg entschieden.

Info-DIREKT: Die FPÖ könnte an der nächsten Regierung beteiligt sein und die rot-schwarze Koalition beenden. Der Antritt der Freien Liste Österreich mit Ihnen als niederösterreichische Spitzenkandidatin könnte die Chancen auf diese Veränderung verschlechtern. Sollten jetzt nicht alle Kräfte hinter der FPÖ stehen, um Bewegung in die Politik zu bringen?

Rosenkranz: Erstens vermute ich, dass es eine schwarz-blaue Regierung geben wird und zweitens halte ich es überhaupt und gerade in diesem Fall für notwendig, dass es im Parlament eine Kontrolle dafür gibt, dass die etablierten Parteien nicht völlig entgleisen. Ich bin überzeugt, dass Alternativen wie die Freie Liste es sind, die Bewegung in die Politik bringen.

Info-DIREKT: Sie sprechen von „Entfremdung“ und dass die FPÖ nur ein „Ventil für die berechtigten Sorgen der Bürger“ sei. In welcher Situation hätte die FPÖ anders handeln müssen?

Rosenkranz: Ein Beispiel, das ich schon mehrmals angesprochen habe: Natürlich befremdet uns die Burka. Aber jetzt einmal im Ernst: 80% der Einwanderer, die an unsere Grenzen stoßen, sind junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Die werden wir damit nicht fernhalten. Das Burkaverbot dient doch vor allem dazu, dem berechtigten Ärger der Bürger ein Ventil zu bieten. Das führt den Protest ins Leere.

Man kann sich auch fragen, warum Kurz viele Forderungen der FPÖ so locker übernehmen konnte. Möglicherweise weil sie wenig Substanz haben. Übrigens: Noch im Landtagswahlkampf 2015 hat die wahlkämpfende FPÖ die Verteilung der Asylwerber über Europa als Forderung inseriert – praktisch also die Asylquote verlangt. Gott sei Dank gibt es Orban!

Info-DIREKT: Ihre Politik soll einen „Kontrapunkt“ setzen und dazu führen, dass Fragen wieder grundsätzlich diskutiert werden. Haben SPÖ und ÖVP nicht gerade erst einen grundsätzlichen Wandel in Fragen der Einwanderung vollzogen?

Rosenkranz: Ganz und gar nicht – wie bereits gesagt! Der Punkt, der konkret diskutiert werden muss, ist, „wie schütze ich die Grenze?“. Da wird es nicht reichen, zwei Wochen vor der Wahl als Showeffekt mit Schützenpanzern am Brenner aufzufahren.

Info-DIREKT: Sehen Sie selbst Parallelen zwischen sich und Peter Pilz? Sie beide sind langjährige Parteifunktionäre, kehren ihren Parteien jetzt den Rücken und kritisieren sie im Wahlkampf öffentlich. Wird die Kritik an der FPÖ Ihren Wahlkampf bestimmen?

Rosenkranz: Mein Wahlkampf wird der Kritik an allen etablierten Parteien gewidmet sein. Eigentlich sind wir eine Graswurzelbewegung mit allen Schwierigkeiten und Vorteilen, die eine echte Bürgerbewegung hat. Es geht darum, eine Alternative zur politischen Klasse ins Parlament zu bringen.

Info-DIREKT: Ihre Prognose für die kommende Nationalratswahl? Welche Chancen geben Sie der Freien Liste Österreich?

Rosenkranz: Wir kämpfen und arbeiten mit aller Energie für den Einzug ins Parlament und das ist machbar!

Info-DIREKT: Vielen Dank für das Gespräch.

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