Anti-Terror-Koordinator: Über 50.000 Jihadisten in Europa

Gilles de Kerchove, European Counter-Terrorism Coordinator, by Security & Defence Agenda, via Flickr (CC BY 2.0)

Über 50.000 Jihadisten leben nach Angaben des Anti-Terror-Koordinators der EU, Gilles de Kerchove, in Europa. Die Medien üben sich in Stillschweigen.

In einem Interview mit der spanischen Tageszeitung „El Mundo“ gibt Gilles de Kerchove an, dass sich derzeit über 50.000 radikalisierte Islamisten in Europa aufhalten würden. Das Nachrichtenportal „JouWatch“ übersetzt die Aussage des Anti-Terror-Koordinators folgendermaßen:

„Vor drei Jahren war es noch einfach, jemanden zu identifizieren, der sich radikalisiert hatte. Heute schaffen sie es, ihre Weltanschauung zu verschleiern. Wir haben keine genauen Zahlen, aber es ist nicht schwer, annähernd richtig zu kalkulieren. Es ist kein Geheimnis, in Großbritannien leben 20.000, in Frankreich 17.000. In Spanien sind es weniger, so um die 5.000. In Belgien leben mehr als 2.000, die 500, die nach Syrien gezogen sind, nicht eingerechnet. Ich will jetzt nicht mit einer genauen Zahl spekulieren, aber es sind zehntausende, die in Europa leben, mehr als 50.000.“

Zahlen, die schockieren, über die sich die Medien im deutschsprachigen Raum jedoch gekonnt ausschweigen.

Terrorgefahr in 10-15 EU-Staaten „ernst“

Laut de Kerchove sei die Terrorgefahr in zehn bis 15 EU-Staaten als „ernst“ zu bezeichnen. Gerade der Kollaps des vom IS aufgerufenen Kalifats in Syrien und im Irak erhöhe die Anschlagsgefahr in Europa, so in einem Interview mit dem „Kurier“:

„Das ist keine Vergeltungsmaßnahme. Es ist ein Langzeit-Projekt, den Westen zu treffen und speziell Europa, aber natürlich ruft die Propaganda zu mehr kleineren Anschlägen durch nicht aktenkundige Akteure auf, weil es für die Organisation sehr viel schwieriger ist, Leute von dort zu schicken, denn nun ist die Grenze zur Türkei komplett geschlossen.“

Kollaps des IS ist keine Entwarnung

Zwar habe sich die EU in letzter Zeit einige Sicherheitslücken schließen können, doch der Experte gibt noch keinesfalls Entwarnung. Auch der Kollaps des IS würde noch nicht das Ende der Terrorgefahr für Europa bedeuten. Die Ideologie würde nach wie vor existieren und erhebliches Potential aufweisen. Die Organisation könnte sich jedoch wandeln. So sei beispielsweise eine Vereinigung des Islamischen Staates mit der Terrororganisation Al-Kaida denkbar.

 

 

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