Hausunterricht als Antwort auf die Bildungskrise?

Der Unterricht daheim wird für viele Eltern nicht nur in Österreich immer attraktiver. Dabei sind die Gründe, den Nachwuchs möglichst lange dem staatlichen Zugriff zu entziehen, sehr verschieden. Die einen wollen aus religiösen Gründen nicht, dass ihre Kinder zu früh mit „gefährlichen“ weltlichen Inhalten konfrontiert werden, für die nächsten stehen eher politische Gründe im Vordergrund, während die anderen der Qualität des staatlichen Erziehungssystems misstrauen. In manchen Staaten der Erde hat der Heimunterricht bereits eine lange Tradition, wie etwa in den USA oder in Australien, wo es eher die enormen Entfernungen zur nächsten Schule waren, die einen Heimunterricht notwendig machten.

von Jan Ackermeier

Die gesetzliche Situation in Bezug auf Heim­unterricht ist im europäischen Vergleich höchst unterschiedlich und damit auch die Möglichkeiten der Eltern, den Erziehungsauftrag selbst oder gemeinsam mit anderen wahrzunehmen. Auch in Amerika war die Frage des Heimunterrichts umstritten. Nach erbitterten Debatten und Rechtsstreitigkeiten darf nun in allen Staaten der Hausunterricht erteilt werden. Im Jahre 2009 wurden laut eines Berichtes von „The Economist“ bereits 1,5 Millionen Kinder daheim unterrichtet, was einer Verdoppelung seit 1999 entspricht. Bei einer Umfrage unter etwa 10.000 Eltern von Schulkindern in den USA, die von der Vereinigung zur Verteidigung von Hausunterricht (HSLDA) 2009 in Auftrag gegeben wurde, gaben mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Hausschuleltern an, dass für sie vor allem die Sorge um eine religiöse und moralische Erziehung an öffentlichen Schulen ausschlaggebend sei. Weitere 21 Prozent sind unzufrieden mit dem generellen Umfeld an den Schulen und 17 Prozent mit der Qualität des Unterrichts. Der Präsident der HSLDA, Michael Smith, sieht in einem Interview aber auch die Grenzen des Hausunterrichtes: „Nicht jeder, der gerne seine Kinder daheim unterrichten will, hat auch die Möglichkeit dazu. Für alleinerziehende Eltern oder Haushalte in denen beide Elternteile arbeiten müssen, oder auch für Familien mit knappen Finanzen, ist Hausunterricht beinahe ein Luxus.” Dennoch sei das Recht, seine Kinder daheim zu unterrichten, ein wichtiges Freiheitsrecht, wie Smith ergänzt. Es sei für Familien, auf die das oben Gesagte zutreffe, in manchen Fällen auch möglich, sich mit anderen Eltern zusammen zu tun, um die Kinder zu unterrichten.

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Europäische Staaten haben viele unterschiedliche Regelungen

In Europa sind die Regelungen indes höchst unterschiedlich, wenn es um den Hausunterricht geht. Grundsätzlich unterscheidet die Gesetzgebung zwischen Unterrichtspflicht und Schulpflicht. Die härtesten Bestimmungen gelten in Schweden und Deutschland. In beiden Staaten herrscht Schulpflicht und Eltern, die ihre Kinder daheim unterrichten wollen, werden rigoros verfolgt und bestraft. Die „Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ geht davon aus, dass dennoch zwischen 40 und 80 Kinder aus evangelisch-religiösen Gründen nicht zur Schule geschickt werden. Insgesamt wird die Zahl der Kinder, die in Deutschland zu Hause unterrichtet werden, derzeit auf 500 bis 3.000 geschätzt. Immer wieder kommt es zu Strafmaßnahmen bis hin zur Entziehung des Sorgerechtes, wenn Eltern ihre Kinder – meist aus religiösen Gründen – nicht in eine Schule schicken wollen. Vor einigen Jahren ging auch der Fall der deutschen Familie Romeike durch die Medien, die in den USA Asyl beantragt hat, weil Deutschland ihnen den Hausunterricht untersagte. Nach mehreren Verfahren hat die USA dem Antrag nicht stattgegeben, da eine Verweigerung des Hausunterrichtes keine Verfolgung wegen des religiösen Bekenntnisses sei. Hauptgrund für das Verbot des Heimunterrichtes ist in Schweden und Deutschland die mögliche Bildung von Parallelgesellschaften durch religiös bedingten Hausunterricht.

In Ländern wie Spanien oder Irland steht hingegen das Recht auf Hausunterricht sogar im Verfassungsrang. In England, Portugal, Griechenland, Italien, Holland, in den meisten Kantonen der Schweiz oder auch in Norwegen, Polen, Dänemark und Frankreich ist der Hausunterricht im Bildungsgesetz erlaubt.

Hausunterricht in Österreich

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