Was, wenn alles nur Aberglaube ist?

Aberglaube
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Dem religiösen Glauben folgt seit jeher, besonders aber seit der Aufklärung, der Zweifel wie ein Schatten auf dem Fuße. Was, wenn alles nur Aberglaube ist? Wenn „die Wissenschaft“ doch recht hätte? Umgekehrt gelingt es jedoch auch dem wissenschaftlichen Weltbild nicht, mit seinen stets nur vorläufigen Erkenntnissen die großen Sinnfragen zu beantworten oder das Bedürfnis, sie zu stellen, aus der Welt zu schaffen.

Ein Gastbeitrag von Baal Müller

Wer sich von den christlichen Amtskirchen nicht befriedigt fühlt, bedient sich auf dem esoterischen Markt, schnuppert beim Buddhismus hinein oder konvertiert zum Islam. Und nicht wenige, denen die esoterischen Sinnangebote zu beliebig, asiatische oder orientalische Religionssysteme aber zu fremd sind, stoßen irgendwann auf das vorchristlich-europäische Heidentum.

Rückbesinnung im 19. Jahrhundert

Die Rückbesinnung auf das Heidentum begann im 19. Jahrhundert, als seine letzten Relikte in Brauchtum und Volksglauben allmählich ausstarben, und war zunächst eine Angelegenheit weniger Intellektueller, meist romantischer Schriftsteller. In vielen europäischen Ländern verband sich diese Tendenz mit nationalen Einigungs- oder Unabhängigkeitsbewegungen.

Nach dem Zusammenbruch der politischen Ordnung Europas infolge des Ersten Weltkriegs steigerte sich die Politisierung, und es entstanden neuheidnische Gesellschaften, von denen die meisten, nicht nur im deutschen Sprachraum, personelle und weltanschauliche Überschneidungen mit der völkischen Bewegung aufwiesen. Die bis heute nachwirkenden Vorbehalte haben hierin – mehr als in der matt gewordenen kirchlichen „Verteufelung“ – ihren Grund. Tatsächlich waren neuheidnische Bestrebungen auch während des Zweiten Weltkiregs von den Machthabern nicht wohlgelitten.

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