Willkommen in Zensuristan

Zensuristan
Bild: pixabay (CC0)

Unliebsame Meinungen einfach aus der öffentlichen Wahrnehmung zu löschen, scheint seit einiger Zeit der liebste Sport der Gegner der Meinungsfreiheit zu sein. Die jüngsten Spielplätze dieser Spezies sind die sozialen Medien – allen voran Facebook. Doch mit dem Löschen und Verdrängen von nonkonformen und unbequemen Meinungen lösen sich diese nicht in Luft auf – ganz im Gegenteil.

von Jan Ackermeier

Euphorisch waren die Erwartungen, als es vor über 20 Jahren möglich wurde, über das Internet die Medienmaschinerie der etablierten Medien zu umgehen und Meinungen und Informationen ungefiltert an die Menschen gelangen zu lassen. Und tatsächlich: Noch immer gilt, dass eine Zensur im Internet nur schwer möglich ist und das Internet auch für den klassischen Mainstream-Zeitungsmarkt eine enorme Konkurrenz bedeutet. Tausende nonkonforme Blogger allein im deutschsprachigen Raum zeigen, wie breit gefächert das Meinungsangebot jenseits der Mainstream-Medien geworden ist.

Auch 2004 bei der Gründung von Facebook frohlockten Viele. Nun war es möglich, potentiell Gleichgesinnte zusammen zu bringen und sie über die „Timeline“ mit möglicherweise für sie interessanten Nachrichten, Informationen und Veranstaltungshinweisen zu versorgen. Nach und nach entstand eine Parallelnachrichten-Welt, die sogar dafür gesorgt hat, dass manche Menschen ihre Informationen – zielgruppengerecht – nur noch über Facebook beziehen.

Verbreitung von nonkonformen Meinungen nicht erwünscht

Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Der Vorteil war, dass es über soziale Medien wie Facebook gelang, an kritische Menschen Informationen ohne die vorherige politisch-korrekte Filterung durch die Mainstream-Medien weiterzugeben. Nachteilig war vor allem, dass bei manchen Nutzern abseits der eigenen „Filterblase“ keine kritische Reflektion von Nachrichten mehr stattfand.

Doch die Tage der ungefilterten Meinungsweitergabe sind inzwischen auf Facebook offenbar gezählt. So werden immer öfter Videos und Beiträge gelöscht, die unbequeme Wahrheiten enthalten oder Vorgänge in einem anderen Licht erscheinen lassen. Die Möglichkeit, Beiträge zu melden und der großzügige Umgang mit Löschungen durch die deutschsprachigen Facebook-Administratoren, sorgt inzwischen für eine nur mehr geringe Halbwertszeit von bestimmten Beiträgen – vor allem von Beiträgen mit politisch unkorrekten Informationen.

Doch dies ist ein zweischneidiges Schwert: Denn mit dem Löschen von Meinungen und Informationen verschwinden diese nicht. Sie suchen sich eben andere Wege und der Druck und die Unzufriedenheit der Menschen steigt, wenn sie ihre Meinungen und Ängste nicht mehr in den täglich konsumierten Medien abgebildet und verarbeitet sehen. Statt über Meinungen zu diskutieren, werden Meinungen verdrängt. Gleiches gilt für Veranstaltungen und Vorträge: Verdrängen und verbieten sind nur Scheinlösungen. Kritische Menschen und ihre Meinungen bleiben bestehen und lösen sich nicht in Luft auf.

Private Konzerne brauchen keine Meinungsfreiheit

Man kann nun die Löschung von Beiträgen speziell in den sozialen Medien bedauern und beklagen, allerdings muss in diesem Fall ganz klar festgehalten werden: Facebook, Twitter und andere soziale Medien sind Dienstleistungen privater Konzerne und diese sind nicht zur Meinungsfreiheit und zur Abbildung von Meinungsvielfalt verpflichtet. Daher ist es um so wichtiger, sich bei der Einholung von unabhängigen Informationen nicht allein auf Facebook und andere Plattformen zu verlassen, sondern im Internet auch direkt auf alternative und kritische Medien abseits des Mainstreams zurück zu greifen.

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