Müller mault über die Kultur-Förderung

Manfred Werner/Tsui - CC by-sa 3.0 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons. Bearbeitet von Info Direkt

Es ist nicht eine Förderung im Speziellen, eigentlich regen mich alle auf. Presseförderung, Integrationsförderung, alle Arten von EU-Förderungen und so weiter. Konkret möchte ich mich aber heute der „Kultur“-Förderung widmen.

Da es in meiner näheren Verwandtschaft nur so von Kulturschaffenden wimmelt, ist diese gelegentlich ein Thema. Manche leben schließlich indirekt davon. Auch meine Eltern sind große Verfechter dieses Geldflusses, da sie ein Angebot schätzen, das sonst in diesem Ausmaß wohl nicht möglich wäre. Dabei geht es mir nicht in erster Linie die astronomischen Summen. Viel mehr ist es die Haltung der Konsumenten, die mich aufregt. Die da nämlich lautet: Es muss billig sein!!!

Freilandhühner haben eine Lobby, Schauspieler nicht

Normalerweise schrillen hier in der Kaste der „Kultur“-Fanatiker die Alarmglocken. Sind sie doch zu einem erheblichen Teil Verfechter der Bio-Artgerecht-XYmusssichwiederlohnen-Politik. Man würde ja gerne mehr als einen Euro für den Liter Milch zahlen, damit der Bauer ein Auskommen und die Tiere ein gutes Leben hätten. Aber beim Theater? Da hört sich der Spaß auf! Eine eineinhalbstündige Theatervorstellung darf bitte nicht mehr als 10 Euro kosten. Am Besten inklusive Getränk. Dass sich das nicht rechnen kann, liegt auf der Hand. Bei einem üblichen Stück setzen sich Garderobe und Requisite wie folgt zusammen: Eine Hälfte stammt aus dem Privatbesitz von Schauspielern und Regisseuren, ein Drittel vom Flohmarkt und den Rest kratzt man von dem kargen Budget zusammen.

Und da reden wir noch von einer Kunstrichtung, die ich per se für erhaltenswert erachte. Über die Blutorgien eines Nitsch oder die „Performancekunst“ irgendwelcher falsch gepolten Emanzen hingegen könnte man schon ausführlicher streiten.

Ein Wert hat seinen Preis

Warum weigert sich das Publikum den Preis zu zahlen, den es eben kostet? Ich rege ein „artgerechtes“ Theater an. Ich würde das groß bewerben und überall Plakate mit glücklichen Schauspielern aufhängen, denen man ansieht, dass der Aufpreis ihnen ein würdevolles Leben über dem Existenzminimum ermöglicht. Darunter vielleicht noch irgendein klassischer Werbespruch. „Emotionen müssen sich lohnen“, zum Beispiel. Moralisch vertretbare Freizeitunterhaltung, was für ein Geschäftsmodell. Und so nachhaltig.

Natürlich mache ich mich hier lustig, aber ehrlich: Ich würde den angemessenen Preis gerne bezahlen. Der alte sozialistische Grundsatz „Alles muss im Überfluss vorhanden sein, am besten gratis und zahlen sollen`s die Reichen“, ist hier das Kernproblem. Durch die Förderkultur gibt es ein unfassbares Überangebot an Aufführungen und Schauspielern. Dadurch wiederum einen Preisverfall inklusive Lohndumping. Es ist ganz einfach: Wenn die Leute nicht zahlen wollen, dann gibt es eben keine Nachfrage. Ich bin kein Turbokapitalist, aber die Grundprinzipien der Marktwirtschaft gelten in diesem Sektor eben wie überall anders auch. Die kleinen Budgets und die wirklich miserablen Löhne in dieser Berufssparte sind die direkte Konsequenz einer Politik, die eine Kultur um ihrer selbst willen erhalten möchte. Selbst, wenn sie in dieser Form eben einfach nicht mehr gewünscht wird.

Die Argumentation, keiner könnte sich die realen Kosten leisten, ist lächerlich. Wer es sich leisten will, könnte das auch in Zukunft. Vielleicht seltener, aber dafür auch hochwertiger.

Passen Sie auf Ihren Kopf auf!

Müller