Gestern Abend wurde das ARD-Sommerinterview mit AfD-Co-Sprecherin Alice Weidel ausgestrahlt. Erneut stellt es einen Tiefpunkt in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dar.
Ein Kommentar von Thomas Steinreutner
Das Sommerinterview fand auf einer Terrasse in der Nähe des Reichstags statt. Diesen Umstand nutzten einige wenige linksradikale Demonstranten, um das Interview lautstark zu stören. Dazu wurde ein mit leistungsstarken Lautsprechern ausgestatteter Bus des „Zentrums für politische Schönheit“ eingesetzt. Das „Zentrum für politische Schönheit“ ist eine linksradikale NGO, die im „Kampf gegen rechts“ immer wieder mit Aktionen in Erscheinung tritt, die sich am Rande der Legalität bewegen.
Polizei untätig – ARD unwillig
Der Lärm, den die etwa 25 Demonstranten – darunter auch die „Omas gegen Rechts“ – verursachten, war so ohrenbetäubend, dass sich die Interviewpartner auf der Terrasse kaum verstehen konnten. Daraus ergeben sich zwei Fragen:
- Wo war die Polizei?
Bei einer derart kleinen, aber lauten Demonstration stellt sich die Frage, ob diese genehmigt war, wer sie genehmigt hat und weshalb die Polizei hier nicht für etwas mehr Ruhe gesorgt hat. - Wieso hat die ARD das Interview nicht an einen anderen Ort verlegt?
Für große Interviews mit langer Vorlaufzeit, die im Freien geplant sind, steht normalerweise ein wetterunabhängiger Ersatzort zur Verfügung.
Tonqualität schlechter als bei semiprofessionellen Produktionen
Aber selbst wenn es keine alternative Möglichkeiten gegeben hätte, hätte die ARD das Interview besser abwickeln können. Selbst semiprofessionelle Mikrofone, wie sie beispielsweise von Info-DIREKT genutzt werden, filtern selbstständig Störgeräusche heraus. Beispielsweise war es bei der Aufnahme dieses Info-DIREKT-Videos teilweise so laut, dass man sein eigenes Wort kaum verstand. Trotzdem ist der Ton besser als beim ARD-Sommerinterview, bei dem es eine eigene Aufnahmeleitung, professionelle Mikrofone, Tonmischgeräte und Tontechniker gibt.
Toningeneur erhebt schwere Vorwürfe
Der Verdacht liegt deshalb nahe, dass Führungskräfte innerhalb der ARD kein Interesse an einem ordentlichen Sommerinterview mit AfD-Chefin Weidel hatten. Der Verdacht wird durch den freien Journalisten Bastian Barucker erhärtet, der mit einem Toningeneur gesprochen hat, der seit vielen Jahren beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeitet. Dieser hat den Eindruck, dass über die „Atmomikrofone“ die Störgeräusche der Demonstration dem Interview direkt hinzugemischt wurden. Wolle man die Störgeräusche nicht in der Sendung haben, müsse man die Mikrofone, die die Atmosphäre einfangen, einfach ausschalten und stattdessen nur das Ansteckmikrofon der Person öffnen, die gerade spricht. Das wurde jedoch offensichtlich nicht gemacht.
Trotz Aufzeichnung keine Tonkorrektur
Wichtig dabei ist zu wissen, dass das Interview nicht live ausgestrahlt wurde, sondern vor der Ausstrahlung aufgezeichnet wurde. Eine Tonkorrektur wäre somit ganz leicht möglich gewesen, wie RTV in diesem Video zeigt:
Eigene Stimme im Ohr: Wollte die ARD Weidel bewusst aus dem Konzept bringen?
Damit Alice Weidel trotz des Lärms die Fragen des Moderators zumindest halbwegs wahrnehmen konnte, bekam sie einen kleinen Kopfhörer ins Ohr gesteckt. Auf diesen übertrug die ARD jedoch nicht nur die Fragen des Moderators, sondern auch zeitverzögert ihre eigene Stimme. Für einen Sprecher ist dies extrem störend. Der Toningeneur gegenüber Barucker dazu:
„Es ist absolut unüblich, einem Gesprächsgast seine eigene Stimme auf seinen inEar-Monitor zu geben (normalerweise nur den Interviewpartner, um seine Fragen besser zu verstehen). Das heißt im Fachjargon 'N-1' ('Nutzsignal ohne Eigenanteil').“
Ungewöhnliches Verhalten von ARD-Moderator Preiß
An Zufälle will der Toningeneur nicht glauben. Dazu trägt auch das Verhalten des Moderators und Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Markus Preiß, bei:
„Normalerweise ist man als Moderator bei einer solchen Störung selbst irritiert und blickt fragend zur Aufnahmeleitung im Hintergrund oder sagt irgendwas zur Regie im 'On'.“
All das tat Preiß jedoch nicht – man hatte sogar den Eindruck, dass er sich in der Situation ganz wohl fühlte. Vielleicht auch deshalb, weil der ARD der Applaus von linksextremer Seite mit dieser Vorgehensweise sicher war. Die Stellungnahme des ARD-Hauptstadtstudios, dass „ein ungestörter Ablauf der Interviews“ im eigenen „Interesse und vor allem im Interesse des Publikums“ sei und man daher „aus der Sendung Schlüsse ziehen und in Zukunft Vorkehrungen treffen“ werde, klingt deshalb wenig glaubwürdig.
AfD fordert Wiederholung des Gesprächs
Markus Frohnmaier, Fraktionschef der AfD im Bundestag, fordert nun:
„Ich erwarte, dass das Gespräch unter fairen Bedingungen wiederholt wird.“
Hier kann das Sommergespräch nachgesehen werden:
www.ardmediathek.de/video/bericht-aus-berlin/ard-sommerinterview-alice-weidel